Gepäckstücke der Kategorie C und ihre Führungsoffiziere

Du chillst im ICE, hast es dir in einem Sitz am Gang gemütlich gemacht, als dir plötzlich ein stechender Schmerz im Knie kurzfristig Bewusstsein und gute Laune raubt. Der Grund: ein Rollkoffer, noch breiter als der opulente, dreist schaukelnde Arsch seines ignoranten Besitzers.

Du verlässt den eben erwähnten ICE, der den Bahnhof Frankfurt, also deinen Umsteigebahnhof mit fünfzehn Minuten Verspätung erreicht. Du hast noch vier Minuten, um von Gleis 7 zu Gleis 16 zu gelangen. Du gibst alles, besser: du willst alles geben, aber die Rollkoffer, die wie Leibeigene an den hohntriefenden Ärschen ihrer menschenverachtenden Besitzer hängen, versperren dir den Weg. Ein Durchkommen ist nicht möglich, jedenfalls nicht ohne Machete.

Du willst deine Liebste am Flughafen in Empfang nehmen. Du siehst sie die Zollkontrolle passieren, eilst ihr – in den Armbeugen Blumensträuße, Champagner und Swarovski-Diademe – entgegen, als du unversehens k.o. gehst. Der Grund: eine ältere Dame im Überholvorgang, die zwei Rollkoffer hinter sich herzieht, in denen jeweils gleich vier Gorillamännchen Platz finden würden.

Die spannende Frage ist ja: Wie haben diese Menschen früher den ganzen Schrott transportiert, den sie heute mit einer Selbstverständlichkeit durch die Gegend kutschieren, als ob der „Iwan“ sie gerade aus ihrem „angestammten Siedlungsraum“ vertrieben hätte? Antwort: Früher haben sie sich eingeschränkt, sich einschränken müssen. Haben ihre SM-Ausrüstung, ihre Ü-Ei-Sammlung, ihr Kaminholz im Zweifelsfall zu Hause gelassen. Seitdem es den Hackenporsche für Reisende gibt, stellen offenbar selbst Jagdhörner oder Jagdpferde kein Tabu mehr da.

Die einzig mögliche Antwort darauf: Die Jagdsaison ist eröffnet. Ich fülle meine Reisetasche (Schulterriemen) ab sofort mit Nagelbomben. Aufschrift: Roll over, Traveller.

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