Mädchen in zerrissenen Jeans

Sie kommen dir entgegen, und du denkst, sie hätten gerade einen Stacheldrahtverhau überwunden, wären auf allen Vieren durch ein Scherbenmeer gerobbt oder minutenlang in einem Dornengestrüpp auf Schmetterlingsfang gegangen: Mädchen in Destroyed Denim (wie sie selbst es nennen würden), also in Jeans, die so wirken, als wären sie (also die Jeans, nicht deren Trägerinnen) just aus einer Maschine gefischt worden, die Altkleider zu Putzlumpen verarbeitet, dabei aber gerade erst im Laden erworben wurden. Und das nicht selten für einen dreistelligen Betrag. Seltsamerweise scheint den Trägerinnen gar nicht bewusst, wie sehr sie damit Menschen verhöhnen, die gern eine unbeschädigte Hose ihr Eigen nennen würden, sich aber keine leisten können. Vielmehr spazieren sie mit einem Lächeln herum, das so tut, als sei es völlig normal, etwas, das wärmen, schützen, bedecken soll, bereits während des Fertigungsprozesses zu zerstören.

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Alle Jahre wieder kommt diese Mode über uns. Warum? Was ist die Botschaft? Seht her, ich mache jeden Blödsinn mit, bald schneide ich mir Löcher ins Portemonnaie, in die Autoreifen, in die Kopfhaut? Ich mag Klamotten, die aussehen, als hätten sie die Mauser? Kommet ihr Mücken, Schnaken und Bremsen, ich habe extra Einfallstore für euch geschaffen?

Apropos Tierwelt: Früher hat man, um Vögel von Feldern oder Obstplantagen fernzuhalten Holzkreuze aufgestellt, die man mit Hilfe abgelegter Plünnen wie Menschen hat wirken lassen. Heute würde man Mädchen in Destroyed Denim nehmen.

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