Zuerst haben sie gegen diese vollendete Mischung aus Nikotin, Teer und Kohlenmonoxyd gehetzt. Haben uns, die wir gern mal einem eleganten, selbstkreierten Rauchfähnchen hinterhersinnieren, ins gesellschaftliche Abseits gedrängt. Haben uns, die wir als Kind möglicherweise zu selten an der Mutterbrust verweilen durften oder einfach nur keine Lust haben, 95 Jahre alt zu werden und die letzten 15 davon in einem Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt zu verbringen, gezwungen, immer mehr Geld in den Erwerb unseres Lungen-Stimulators zu investieren.
Und sie sind ja noch nicht fertig, die Feinde des Genusses und der Lebensart. Nicht mehr lange und Zigaretten (besser: Tabakwaren allgemein) sind endlich ganz verboten, sprich: nur noch beim Dealer zu bekommen. („Hast du was da?“ „‘ne halbe Schachtel Benson könnte ich dir geben.“ „Wie viel?“ „Vierzig Euro.“ „Nehm‘ ich.“)
Die nächsten, die auf der schwarzen Liste stehen, sind diejenigen unter uns, die ihr Nervenkostüm regelmäßig mit Schokolade und Gummibärchen pimpen. Denn ihren neuen Feind hat die Asketen-Front schon ausgemacht: den Zucker.
„Zucker ist Gewalt“ lautet ihr aktueller Schlachtruf (unlängst auf einem Kita-Aushang entdeckt). Selbst in der Tageschau hat das Thema schon Erwähnung gefunden, wurde vor der Schädlichkeit des weißen Freudenspenders gewarnt.
Und so ist es durchaus denkbar, dass in der Wohnung des Dealers zur halben Schachtel Kippen noch ein Riegel Vollmilch-Nuss erworben werden muss (Preis: 5€), während die Zerstörer der Lüste weiter auf eine Welt hinarbeiten, in der wir irgendwann gänzlich frei von Giften, dafür aber mindestens 150 Jahre lang, werden leben müssen.