Selbsternannte Samariter der Abfallverwertung

Angeschlagenes Porzellan, Elektrogeräte aus grauer Vorzeit, ausgelatschtes Schuhwerk, CDs mit Titeln wie Die grausamsten Hits der 80er oder Der Original Marinechor „Blaue Jungs aus Bremerhaven“ singt die Nationalhymne der Schlümpfe – sie stellen Dinge auf den Bürgersteig, die andere längst in den Müll geschmissen oder brav zum Recyclinghof getragen hätten. Und da gammelt der Tinnef dann – von Laub, Hundekot und Regenwasser bald zu ganz eigenen Skulpturen aus der Abteilung Public Art verfremdet – vor sich hin, bis sich doch jemand erbarmt, das Zeug in die Tonne zu werfen, oder Kinder es als Spielgerät entdecken und schließlich auf Rasenflächen oder im Gebüsch verstreuen.

Das allein wäre schon schlimm genug. Anstatt sich nun aber redlich zu schämen, versucht der Resteverteiler sein schändliches Tun dadurch zu adeln, dass er das Gerümpel mit einem Zettel versieht, den die selbstherrliche Aufschrift zu verschenken verunziert. Ganz so, als würde er der Allgemeinheit einen Dienst erweisen. Als wäre er nicht faul, beziehungsweise – ganz im Stile eines Messieanwärters im dritten Lehrjahr – unfähig zu erkennen, dass Schrott selbst dann Schrott bleibt, wenn man ihn als gute Gabe deklariert, sondern als wäre er großzügig, ja nachgerade wohltätig.

Sollte diese Unsitte weiter um sich greifen, steht zu befürchten, dass irgendwann benutzte Kaffeefilter, volle Staubbeutel oder nicht minder gefüllte Windeln als zur Mitnahme ausgeschrieben vor Haustüren oder in Treppenhäusern auf uns warten.

Die einzige Möglichkeit, dem bigotten Treiben beizukommen, ist diese: Solltest du einen Unrat-Spender auf frischer Tat ertappen, nimm ihn mit in deine Wohnung und nötige ihm dort unter großem Getue diesen verschimmelten Linseneintopf auf, der schon seit ein paar Wochen im Kühlschrank campiert. Danach drückst du ihm die kaputte Vuvuzela in die Hand, die einer deiner Ex-Mitbewohner im Flur hat liegen lassen, und bedenkst ihn zu guter Letzt mit einer Hand voll leerer Batterien.

Bevor du den Schmock wieder entlässt, klopfst du ihm gönnerhaft auf die Schulter und empfiehlst dich mit einem jovialen da nich‘ für.

 

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