Vor dem Siegeszug des Internets haben sie selten mehr als ein Dutzend Menschen erreicht, normalerweise Stammtischbrüder oder Zechkumpane ohne festen Saufsitz: Zellklumpen – meist männlich, meist älter –, die ihren Hass auf Minderheiten, ihre Furcht vor Veränderungen nicht für sich behalten können, die für ihren Kleinmut, ihre geistige Unbeweglichkeit also unbedingt ein Publikum brauchen. Wir wollen sie verbale Jauchespender nennen. Gewiss hat sich der ein oder andere dieser psychisch-inkontinenten Maulhelden zusätzlich als Leserbriefschreiber betätigt. Aber Leserbriefe besaßen selbst damals schon kaum mehr Relevanz als der mit Kreide hingekrakelte Penis auf der Rückwand einer Dorfschule.
Mittlerweile sieht das deutlich anders aus. Mit Hilfe des World Wide Web kann heute jeder Einsiedler zum Superspreader für Hass und Hetze werden. Das Netz wirkt hier wie ein Schokoladenbrunnen. Es pumpt den braunen Gedankenschleim aus den Tiefen des Jauchespenderdasein ans Licht und verbreitet ihn dann kaskadenartig von einer Ebene zur nächsten, stetig befeuert von weiteren Leichtgläubigen, die nur darauf lauern, jedweden Nonsens zu schlucken und während des Verdauungsvorgangs in ihrem Sinne zu „veredeln“. Womit sie jenen Schleichkatzen gleichen, deren Exkremente in luxuriösen Kaffeehäusern in aufgebrühter Form als Kopi Luwak kredenzt werden. Aufgrund der erhöhten Nachfrage findet die Produktion der ausgeschiedenen Kaffeebohnen mittlerweile übrigens in Käfigbatterien statt. Und vielleicht sollten auch die verbalen Jauchespender zukünftig in Käfigen gehalten werden.
Sinnstiftender aber wäre es wohl, wenn man die debile Bagage vor landwirtschaftliche Maschinen spannen und mit ihr vom Klimawandel bedrohte Felder beackern würde. Mit dem Geifer, den die gewöhnliche Fäkalschleuder minütlich verspritzt, ließen sich selbst verkarstete Flächen wieder in fruchtbare Böden verwandeln.